Von Mut, Shitstorms und Alfons Schuhbeck – eine Nachlese zu den Reaktionen auf das erste Wahlplakat

Bravo! Die erste Hürde ist genommen! Keiner der Wähler wird jetzt noch anzweifeln, dass „die Neuen“ Widersprüche mit dem Arbeitgeber scheuen würden. Undenkbar, dass ein Kandidat unserer Liste erstmal alle Führungskräfte ab Fachgruppenleiter aufwärts fragt, ob Ihnen ein bestimmtes Wahlplakat genehm ist. Wer derart den Finger in die Wunde legen kann, hat die Aufnahmeprüfung als Personalrat bestanden.

Im Gleichsprech haben heute „die üblichen Verdächtigen“ ihre Kommentare rausgehauen, wie unmöglich Form und Inhalt des Wahlplakats über Frau Spanner- Ulmer ist. Nein, falsch über den Inhalt wurde gar nicht kommentiert. Satire und Polemik – seit jeher die Waffen der Schwachen gegenüber den Mächtigen – lassen Widersprüche erst so richtig deutlich werden. Da ist es doch besser mit Formalismus-Diskussionen die Widersprüche zu evrwischen. Seltsamerweise hat man bei vielen Kommentaren das Gefühl, dass zwischen den Zeilen steht: „Schaut meine Meinung ist ganz konform. Wie wäre es mit einem Karrieresprung? *lechz* “

Was mag diesen Shitstorm motiviert haben? Doch wohl nicht Mails von Führungskräften, die Untergebene explizit dazu aufrufen sich mit Frau Spanner-Ulmer zu solidarisieren? Nein, so dünnhäutig wollte man sich bestimmt nicht darstellen. 

Nein, vielleicht ist es echte Solidarität mit einer Gleichgesinnten. Vielleicht fürchtet man nach zu viel Kritik, die eigenen Privilegien aufgeben zu müssen, die man sich auf Kosten der Gebührenzahler gönnt. Alfons Schuhbeck hat damals Uli Hoeneß verteidigt, als er wegen Steuerhinterziehung in der Kritik stand… Ich schweife ab.

Nein, die einzige Motivation, die hinter den Kommentatrollen stecken kann ist ganz einfach, dass man voll und ganz hinter dem steht was Frau Spanner-Ulmer tut. Und wenn das der Fall ist, liebe Frau Wildermuth, dann ist Feuer unter‘m Dach. Wenn vom kleinsten Fachgruppenleiter bis zur Geschäftsleitung eine „Was-springt-für-mich-dabei-raus?“-Unternehmenskultur herrscht, wie sollen dann eigentlich zukünftige Aufgaben gemeistert werden? Es könnte ja geradezu von den Mitarbeitern als Heuchelei aufgefasst werden, wenn die Mitarbeiter der Produktion in Sparzwang geknebelt werden, junge Mitarbeiter im schlechtbezahlten Mediengestalter versauern, den Redaktionen schon schwindlig wird von immer neuen Einsparrunden… Ist es wirklich noch nicht angekommen, dass „Wasser predigen, Wein saufen“ als Führungskonzept überholt ist? Man muss nicht erst darüber sprechen, was der Ursprung von Klimawandel und Krieg ist, warum Steve Jobs Turnschuhe und Mark Zuckerberg nur schwarze T-Shirts trägt: Gier ist out!

Jetzt ist der beste Zeitpunkt freiwillig auf seine Privilegien zu verzichten und sich wieder mit Tatendrang einem zukunftsträchtigen BR zu widmen.

Wenn man nichts Besseres zu tun hat, kann man natürlich auch versuchen seine Karriere mit Kommentaren im Intranet anzukurbeln.