Die NEUEN sind für eine leistungsstarke eigene BR-Produktion
Beiträge von Renate Ulm,
Birgit Sahin und
Ralf Eger
Qualitätsverlust durch Outsourcing
Ein Beitrag von Renate Ulm
Nach dem Abbau der Fernsehproduktion in Unterföhring ist der BR nun darauf angewiesen, alle bedeutenden Filmproduktionen einzukaufen. Das schwächt unsere öffentlich-rechtliche Anstalt und stärkt die privaten Produktionsfirmen. Der BR reduziert sich selbst zu einer Abspielstation, da er seine Produktion von großen Filmprojekten aufgegeben hat. Nun steht der zweite Schritt bevor: Audio Produktionen sollen schrittweise nach außen gegeben werden, wie dies der Leiter des Produktionsmanagements Florian Schmid verkündete. Der BR wird dann auch im Hörfunk zu einer Abspielanstalt, für die zusehends mehr komplette Beiträge eingekauft werden.
Dadurch machen wir uns zunehmend abhängig von privaten Medienbetrieben.
Das heißt aber auch, der BR muss senden, was er bekommt. Ein Redakteur hat nur noch begrenzten Einfluss auf das Ergebnis der privaten Produktionsteams, er kann kaum noch in den Entstehungsprozess eingreifen. Das wird unabsehbare Folgen für die Presse- und die Rundfunkfreiheit haben, denn die Autoren von außen und die privaten Produktionsteams sind ja nicht an die Vorgaben der öffentlich-rechtlichen Redakteure gebunden.
Die vielbeschworene hohe Qualität und die journalistische Unabhängigkeit, für die der BR deutschlandweit anerkannt war, wird durch derartige Einsparungen zwangsläufig nach unten gefahren.
Einsparungen im BR sollten mit mehr Augenmaß vorgenommen werden!
Unsere Produktion darf nicht noch weiter zurückgefahren werden, denn der gute Ruf unserer BR-eigenen Hörfunk- und Fernsehproduktion kommt nicht von ungefähr. So etwas sollte man nicht einfach herschenken.
Und nicht zuletzt zeigt die bereits seit längerem andauernde Entwicklung, dass extern eingekaufte Produktionen immer teurer werden. Ohne eigene Produktion jedoch ist der BR auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, Leistungen auf dem Freien Markt einzukaufen. Wo bleibt dann da noch die immer wieder hervorgebrachte Flexibilität?
Synergieverluste durch Outsourcing
Ein Beitrag von Birgit Sahin
Dass in der Fernsehproduktion ein Thema für möglichst für viele Ausspielwege (inkl. Hörfunk und Social Media) aufbereitet wird, ist ja mittlerweile kein Novum mehr und sicherlich ökonomisch und synergetisch sinnvoll. Weniger sinnvoll ist es, wenn umfangreiches Drehmaterial zuerst beim BR eingespielt, vom Cutter gesichtet und sortiert wird, dann ein z.B. 9-Minuten-Beitrag geschnitten wird, dann das ganze Material draußen bei einer freien Firma nochmals eingespielt, gesichtet, sortiert, eine längere Story geschnitten und danach wieder alles zurück zum BR transferiert wird, weil die Redaktion mit dieser freien Firma einen neuen Vertrag über z.B. 10 Sendungen abgeschlossen hat. Nicht nur, dass unseren durchaus hoch qualifizierten Mitarbeitern mit-unter dann nur die Brosamen bleiben,
ökonomisch kann sich das nicht wirklich rechnen.
Trimedialität muss hochwertig produziert werden
Ein Beitrag von Ralf Eger
Ich frage mich, wie das dem BR so wichtige Ziel der Trimedialität verwirklicht werden kann, wenn AutorInnen die gesamte Last der inhaltlichen und technischen Umsetzung alleine stemmen müssen.
Soll ein Ton auch im Hörfunk ausgestrahlt werden, muss er möglichst ohne Störgeräusche sein. Will ich ein Interview auch noch in einen Magazinbeitrag oder eine Dokumentation integrieren, muss die Aufnahme bestmögliche Qualität haben.
Trimedialität ernst genommen müsste deshalb folgerichtig heißen, dass das gesamte Rohmaterial technisch möglichst hochwertig aufgenommen wird, da man ja nie weiß, für was es außer der aktuellen Berichterstattung noch verwendet wird. Vielleicht auch erst nach Monaten oder Jahren aus dem Archiv heraus. Die Möglichkeit einer weiteren Verwendung aktuellen Materials spart Kosten. Etwas ausschließlich aktuell zu senden, um dann das gesamte Rohmaterial in den Papierkorb zu schmeißen, wie derzeit üblich, ist mit Abstand am teuersten und bringt auch keinen Mehrwert für unsere Zuschauer, die ein Recht darauf haben, nicht nur die neueste Schlagzeile vor die Füße geknallt zu bekommen, sondern auch über die Hintergründe aktueller Entwicklungen professionell und in die Tiefe gehend informiert zu werden. Für eine trimediale Produktionsweise, die auch qualitativ rechtfertigt, dass dem BR jährlich ein Etat von 1 Milliarde zur Verfügung steht, benötigt man bei Dreheinsätzen die personelle Trennung zwischen Redaktion und Technik, also mindestens 2 Personen, selbstverständlich je nach Aufgabenstellung auch mehr.